Freitag, Anreise
Der ursprüngliche Plan einer Hüttenwanderung im Kaisergebirge musste aufgrund verheerender Wettervorhersagen umgeschrieben werden. So ging es also am zeitigen Freitag Nachmittag zunächst von Dresden bzw. Stuttgart aus zum Treffpunkt an der A99 in München/Haar und dann gemeinsam auf zum Gardasee. Vorbei an den leicht schneegezuckerten Bäumen des Kaisergebirges bei Temperaturen von knapp über 0 Grad. Gegen 23 Uhr treffen wir am frühlingshaft milden Gardasee ein. So spät ist es gar nicht so einfach, einen Zeltplatz zu finden, der noch Gäste aufnimmt. In Arco wurden wir nach mehreren Fehlschlägen schließlich fündig, die Schranke bei „Camping Zoo“ stand offen, auch wenn vom Personal keiner mehr da war, wir fühlten uns willkommen.
Samstag, erster Felskontakt
Nach einem ausgiebigen Frühstück in einem Café am Rande der Innenstadt von Arco starten wir zu letzten Besorgungen für die Klettersteigtouren.
Zum Warmklettern und aufgrund zunehmender Bewölkung wählen wir einen mit 260 Höhenmetern recht kurzen, einfachen Steig vor den Toren Arcos, den Sentiero attrezzato del Colodri. Der scharfkantige Kalkstein ist ungewohnt für uns Sandsteinkletterer. Aber dank praktischer Tipps erfahrener Alpenfreunde haben wir uns kurzum noch mit Klettersteighandschuhen ausgestattet. Oben auf dem Colodri eröffnet sich ein schöner Blick auf Arco, die Scholle und den Gardasee. Einfacher Abstieg, im unteren Teil durch Olivenhaine.
Danach wagen wir uns an einen ebenfalls recht kurzen, mittelschwierigen Sportklettersteig durch die Schlucht des Rio Sallagoni. Teils senkrechte Wand, spektakuläre Querungen, Wasserfall hautnah und Bachhopping inklusive. Ganz trocken bleiben die Füße in der zweiten Hälfte nicht. Am Ausstieg liegt die mittelalterliche Burg Drena, die zur Besichtigung einlädt. Beschreibungen sucht man vergebens, aber die Aussicht vom Burgturm ist toll.
Nach dem abendlichen Besuch in einer nahe gelegenen Pizzeria gehen wir in die Innenstadt, in ein Café am Marktplatz, zum Champions League Finalspiel. Die Fanblöcke sind geteilt in zum einen die deutschen Touristen, größtenteils Bayern-Fans, und zum anderen die italienische Jugend, die geschlossen für Dortmund zu jubeln scheint. Wir gesellen uns zur Borussia-Fraktion, nicht zuletzt weil Borussia schließlich in den Farben von Dynamo Dresden aufläuft ;-) Die Fan-Fronten sind ziemlich ausgeglichen, es kann los gehen ...
Sonntag, Monte Casale
Der Wecker wird zunächst erfolgreich ignoriert, gegen 8 Uhr trieb uns die Sonne aber schließlich aus dem Zelt. Ordentliches Frühstück auf dem Zeltplatz. 1380 Höhenmeter Bergpfade/Klettersteig liegen vor uns. Der Ausgangspunkt der Tour Via ferrata Ernesto Che Guevara liegt mitten in einem Industriegebiet. Nicht gerade ansprechend, aber schon nach wenigen hundert Metern eröffnet sich der schöne Fernblick über das Sarca-Tal, mit seinem Seen und den auf der anderen Talseite liegenden schneebedeckten Bergen. Während in den Nordalpen der Schnee fällt, brennt uns hier kräftig die Sonne auf den Buckel. Könnte schlimmer sein ;-) Der mittelschwere, sehr gut gesicherte Klettersteig bietet viel Abwechslung und schöne Talsichten. Oben auf dem Monte Casale (1632 m) angekommen genießen wir zum Gipfelbier das Bergpanorama. Die am Wochenende bewirtschaftete Hütte Refugio Don Zio verkauf das Bier zu überraschen 1,50 Euro. Das muss hier zwingend erwähnt werden. Wenn das kein Enthusiasmus ist!! Der Abstieg führt einen teils anstrengend steil abfallenden Waldpfad entlang, später flacher werdend, zum Schluss über Forstwege. So ziemlich am Ende jeglicher Motivation nehmen wir dankbar das überraschende Angebot einer Innsbruckerin an, uns das letzte, eher unattraktive Wegstück bis zum Auto mitzunehmen.
So sind wir gegen 20 Uhr wieder in Arco. Die nahe am Zeltplatz gelegene Pizzeria California fordert am Abend mit ihrer 3 Seiten langen Pizzakarte nochmal die Entscheidungsfreude aufs Höchste heraus. Den Rest des Abends verbringen wir voller Begeisterung am Kicker-Tisch, der zum Lokal zu gehören scheint.
Montag, Cima SAT
Ein weiterer Tag voll Sonnenschein. Wir nehmen die Via dell'Amicizia in Angriff, welche direkt in Riva del Garda startet und endet. Nochmals eine recht lange Tour über 1200 Höhenmeter auf den Gipfel des Cima SAT (1276 m). Die erste Herausforderung des Tages ist die Suche nach einem Parkplatz, wenn man nicht gerade 15 Euro für die Tageskarte im Parkhaus zahlen will.
Der Wanderweg führt vorbei an einer alten Rundfestung, weiter hinauf zu einer kleinen Kirche Santa Barbara (auf 636 m Höhe). Nach einem recht stark gestuften Felsstück mit Klammern und folgt zunächst Gehgelände. An der darauf folgenden steilen Felswand muss man eine halbe Stunde Zwangspause einplanen, denn eine der Felsleitern ist ca. 40 m lang und kann immer nur von wenigen Personen gleichzeitig begangen werden. Eine gute Gelegenheit zum Austausch mit anderen Ferraristi, zur Planung weiterer Touren. Danach folgt wieder Wanderweg, bis ganz oben weitere kurze Leitern zum Gipfel führen. Abstieg führt einen sanft abfallenden, um endlose Kurven gewundenen Bergpfad entlang.
Wieder in Riva angekommen, genießen wir ein wohlverdientes super-lecker Eis am windigen Seeufer und spazieren ein bisschen durch die Stadt. Zum Abendessen gehen wir in die Altstadt von Arco. Nach einiger Suche finden wir die urige Pizzeria Cantina Marchetti in einem großzügigem Hof, umschlossen von alten Gemäuern. Diesmal lassen wir uns Rotwein zur Pizza schmecken und bleiben schwatzend da bis es dunkel ist.
Dienstag, nochmal Schluchtklettern und Heimreise
Da wir um 13 Uhr auf die Heimreise starten wollen, und heute noch einmal einen Schluchtklettersteig geplant haben, stehen wir pünktlich auf und brechen nach ausgiebigem Frühstück gegen 9 Uhr auf in Richtung Bozen. Unweit der Autobahn liegt Cadino, eine Ansammlung weniger Häuser mit einem großen Parkplatz, dem Ausgangspunkt der Tour. Der Klettersteig gehört zur vorletzten Schwierigkeitsstufe, verspricht viel und hält alles. Er windet sich, teils romantisch verwinkelt, manchmal nass vom Sprühnebel des Wasserfalls, meist steil und immer spannend den Flusslauf des Rio Secco hinauf. Nach 1.45 h Aufstieg folgt ein halb so langer Abstieg, meist angenehm, teils steil durch dicht bewachsenes Steilgelände. Wieder am Auto geht es dann ab Richtung München, wo sich nach einem etwas fragwürdigen Döner am Bahnhof von München/Haar unsere Wege wieder trennen, ich fahre weiter mit S-Bahn und Fernbus Richtung Stuttgart, Uwe und Micha nach Dresden.
Jan,
Ludwigsburg, 12. Juni 2013
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